scott fields

music for all occasions

Scott Fields, musician

Scott Fields String Feartet — Brühl, Germany

Radikale und ungewöhnliche Interpretation
Der US-amerikanische Gitarrist Scott Fields überraschte mit einer spannenden Hörreise 

Brühl. Eines der vier abschließenden Konzerte der Brühler Schlosskonzerte hatte das kammermusikalische Schaffen des österreichischen Komponisten Joseph Haydn zum Thema. Dabei hatte die künstlerische Leitung des Festivals ein mutiges Programm angesetzt. Normalerweise werden in Brühl die Werke Joseph Haydns von den Musikern konservativ interpretiert. Im nüchternen Ambiente des Dorothea-Tanning-Saals im nahe gelegenen Max-Ernst-Museum konnte man am Wochenende jedoch eine zeitgenössische Interpretation erleben, die sich keinem Genre zuordnen lässt.

Der US-amerikanische Gitarrist und Komponist Scott Field, der seit geraumer Zeit in Köln lebt, hat sich von den sechs Streichquartetten op. 20, die auch unter der Bezeichnung „Sonnenquartette” kursieren, zu einer ganz eigenen Komposition inspirieren lassen. In sechs „Re-Imaginationen” spürte er den Werken Joseph Haydns nach, die die Grundlage für Fields Konzept bilden. 

Die Änderung begann schon mit der Besetzung. Der zweite Violinpart des klassischen Streichquartetts wurde durch eine E-Gitarre ersetzt, die Field selbst spielte und auf der er mit seinen verzerrten Riffs für Verwirrung sorgte. Im „Scott Fields String Feartet” spielten auch die technisch hervorragenden Alex Lindner (Violine), Vincent Royer (Viola) und Elisabeth Fügemann (Violoncello). 

Scott Fields setzte seine Interpretation Joseph Haydns musikalisch um, indem er den Quartetten Haydns kein Ambiente überstülpte, wie man es vielleicht von Jacques Loussier oder den Klazz Brothers kennt. Vielmehr dekonstruierte oder besser atomisierte er die Musik des Österreichers und setzte sie danach neu zusammen. 

Angeregte Diskussionen 

Das Ergebnis war so radikal und ungewöhnlich, dass es beim Publikum bereits während der Aufführung zu angeregten Diskussionen führte. Field sprach davon, dass er die „DNA” des Komponisten an manchen Stellen durchscheinen lässt. Dieses geschah willentlich, aber auch zufällig, da Field seinen Mitspielern die Freiheit der Improvisation ließ. 

Mit Hilfe von Loops, Endlos schleifen, die das Original zitieren, variablen Abschnitten, wie improvisiert wirkenden Solo-Kadenzen und zahlreichen spieltechnischer Finessen blieb das klangliche Ergebnis nicht bei Haydn stehen Vielmehr floss die Fülle musikalischer Errungenschaften vor Haydn bis in die heutige Zeit mi ein: 

Man tauchte in die Gedanken welt des Komponisten ein: Im Unterbewusstsein tauchten mal Erinnerungen auf, mal schimmerten ein Thema oder eine motivische Arbeit durch, mal auch nur ein Rhythmus. Es war wie bei einem Ohrwurm, der hartnäckig da ist und man nicht mehr genau weiß, woher man ihn kennt. Ab und an gewannen bei der Aufführung auch andere Stimmen die Oberhand, gespeist aus dem Werk Haydns. — Kölner Stadt-Anziger